Modern Times - März 2007
In Schlössern, Kirchen und Klöstern, ja selbst in Bauernhäusern war Wand- bzw. Illusionsmalerei früher das Normalste von der Welt. Sophie Trauttmansdorff ist seit über zehn Jahren mit Erfolg damit beschäftigt, diese alte Kunst neu zu beleben.
Fotos: Sophie Trauttmansdorff
Die Wandmalerei ist ein uraltes Kunsthandwerk. Wir wollen jetzt nicht gleich bis zu den Höhlenmalereien zurückgehen und müssen hier auch die Antike links liegen lassen, halten aber fest, dass sie seit der Renaissance hoch im Kurs stand, wovon man sich beim Besuch jedes x-beliebigen Kirchenhauses oder Schlosses überzeugen kann. Die Einführung der Perspektive gab den Malern das Mittel in die Hand, echte räumliche Illusionen zu schaffen, was den Seitenzweig der Trompe-l’œil-Malerei, der Kunst der Täuschung des Auges, begünstigte. Und im Barock wimmelte es nur so von Pantheons und Putten an Decken und Kuppeln. "Ohne Wandmalerei ist es nie gegangen, ob es sich nun um die orientalische Ornamentik oder die figurative Kunst in unseren Breiten handelte. Und das beschränkte sich keineswegs auf Schlösser und Kirchen, sondern ging bis in die Bauernhäuser mit ihren dekorierten Kästen und Fensterrahmen", sagt Sophie Trauttmansdorff, die mit ihrer Firma Murals.at dem alten Kunsthandwerk zeitgenössische Impulse gibt.
"In Italien, Spanien oder Frankreich ist die Wandmalerei, wie auch der Einsatz von Materialien wie Holz oder Schmiedeeisen, in einem viel stärkeren Maße Bestandteil des Interieurs als bei uns", sagt Sophie Trauttmansdorff. "Ich hatte das Bedürfnis, diese schwer vernachlässigte Technik wieder aufleben zu lassen."
Daher schrieb sie sich " in Ermangelung einer einschlägigen Ausbildungsstätte hierzulande " am Institut de Peinture Intérieure Van der Kelen in Brüssel ein, wo man sich mit der bildhaften Imitation von Materialien wie Marmor und Holz und der Technik des Trompe l’œil beschäftigt. Im Jahr 1996 machte sie sich als "Illusions- und Dekorationsmalerin", wie sie sich nennt, selbständig und hat sich in der Zwischenzeit derart erfolgreich etabliert, dass Aufträge nicht nur aus Österreich und dem benachbarten Ausland, sondern aus ganz Europa, ja bis nach Amerika und Dubai kommen. "Die Wandmalerei ist meine Berufung und mein Weg. Meine Aufträge führen und geleiten mich", sagt sie. Je nach Größe des Projekts arbeitet sie mit einem kleinen Mitarbeiterstab.
Ideale Landschaften
Auf einen Malstil ist Sophie Trauttmansdorff nicht festlegbar, schließlich passt sie sich den Vorstellungen ihrer Kundschaft an. Auffallend ist aber die Detailtreue und Genauigkeit ihrer Arbeit, eine Art Realismus in der Phantastik der gemalten Welten. Da gibt es keine Unschärfen, da ist alles sauber und fein herausgearbeitet. Besonders liebt sie die raumerweiternde, entgrenzende Wirkung, die von der perspektivischen Malerei ausgeht. Ideale Welten sind es oft, die so entstehen, mediterrane Landschaften, in denen das Meer marineblau und der Himmel azurn und die Hügel sanft und grün sind, in denen sich satte Pflanzen ranken und durch die Phantasievögel fliegen. Dann sind da noch Korallenriffe, Schildkröten und Singvögel, täuschend echt wirkende künstliche Holztüren und Marmorwände, Lamperien, Balustraden und Säulen.
Das Schönste an ihrer Arbeit sei die erste Berührung, sagt Sophie Trauttmansdorff: "Ich komme in den Raum, spüre, was er braucht, und lasse mir etwas einfallen. Da fließt und funkt etwas zwischen mir und dem Raum und dem Kunden, da entsteht etwas, dieser Moment ist das Faszinierendste an meinem Job." Dazu braucht es freilich nicht nur Sensibilität, Spontaneität und Kreativität, sondern auch kunsthistorisches Wissen, Bildung und Technik. Zuletzt stellte sie all das in den Hamptons, einer Landzunge außerhalb von New York, unter Beweis: "Ich gestaltete mehrere Räumlichkeiten eines Besitzes und bezog das vorhandene Setting in meine eigenen Landschaftsgemälde mit ein: den Kolonialstil des Hauses, das Schilfland, das es umgab, die Karomuster der Terrazzoböden, die ich nachbildete."
Sophie Trauttmansdorff arbeitet nicht mit vorgefertigten Konzepten, sondern schmiegt sich den Gegebenheiten an, um daraus Neues zu entwickeln. Im Kaffeehaus des Hotels Sacher in Innsbruck sowie in der Blauen Bar arbeitete sie mit Vergoldungen von Stuckprofilen, in einer Salzburger Kapelle waren es Heiligenfiguren, in der Wiener Q-Bar war es eine Bacardi-Fledermaus. In den Restaurants Puklpreiner, Oh Pot und LandArt Tangelberg gestaltete sie die Wände, im St. Petersburger Mihaylowski-Schloss führte sie Restaurationsarbeiten in der Stuckolustro-Technik (der Schaffung einer marmorn wirkenden Oberfläche) durch. Und in Dubai ornamentierte sie Räumlichkeiten in der regional üblichen Weise.
Mehr als bloße Wandgestaltung
Sophie Trauttmansdorff arbeitet in jedem Stil, der vom Kunden gewünscht wird, was auch schon Ausgefalleneres wie Pop-Art- bzw. Psychedelic einschloss. Doch grundsätzlich gehe ihre Arbeit weit über die bloße Gestaltung von Wänden hinaus, sei im gleichen Maße konzipierend bzw. beratend, erklärt sie. Die Vorstellung, der Job erschöpfe sich darin, in verträumter Weise Phantasiewelten zu erschaffen, lehnt sie energisch ab: "Es geht um ganz anderes, nämlich darum, meinen Kunden professionelle Problemlösungen zu liefern, Räume um- und neuzugestalten. Ich berate meine privaten und gewerblichen Kunden in puncto Sujets, Interieur, Dekoration, Farben... Man kann schief gelaufene Interieurs durch Eingriffe dieser Art wieder ,reparieren"; man kann in Büros eine positive Atmosphäre schaffen, was wiederum die Mitarbeiter zu erhöhten Leistungen anspornt; und in Cafés, Restaurants, Hotels oder Juweliergeschäften ist Atmosphäre überhaupt das Um und Auf." Ein Beispiel: Um das Wohlbefinden in einer Tiefgarage zu erhöhen, hat Murals.at ein Farbkonzept entwickelt, das dem Benützer nicht nur das latente Angstgefühl nimmt, sondern auch die Orientierung erleichtert. Farbberatungen macht die Firma unter anderem auch für Spitäler, Shopping Centers und Hotels.
Kasten:
Sophie Trauttmansdorff betreibt mit ihrer Firma Murals.at seit über zehn Jahren Illusions- und Dekorationsmalerei. Jedes Projekt wird individuell und in Abstimmung mit den Vorstellungen des Kunden erarbeitet, bei Bedarf wird ein bewährtes Team von Mitarbeitern herangezogen. Über die reine Malerei hinaus erarbeitet Murals.at Lösungen bei der Gestaltung von Räumen, was Beratung in puncto Interieur, Dekoration, Farben usw. einschließt. Murals.at ist in Österreich, aber zunehmend auch im Ausland, bis in die Vereinigten Staaten und die Golfregion, erfolgreich. Auftraggeber sind Private ebenso wie Hotels, Restaurants und Unternehmen.
Mail trauttmansdorff@murals.at
Web www.murals.at