Hamburger Abendblatt 20.10.05

Farbliche Illusion auf der Wand

Sie waren schon - und das ist keine Illusion - in Moskau, in Dubai, in Wien sowieso, in Berlin auch und in diesem Jahr zum ersten Mal zu den Ausstellungen Homes & Gardens unter anderem in Hamburg: Die Künstlerinnen Stephanie Hoyos und Sophie Trauttmansdorff aus Österreich verstehen sich auf die selten ausgeübte Profession der Illusions- und Dekorationsmalerei. Damit ist eine Darstellungsweise in der Malerei gemeint, bei der durch naturalistische Genauigkeit mit perspektivischen Mitteln Gegenstände oder Landschaften so wiedergegeben werden, daß der Betrachter zwischen Wirklichkeit und Malerei nur schwer unterscheiden kann. Die beiden Künstlerinnen, 28 und 32 Jahre alt, reisen sozusagen ?von Wand zu Wand". Auftraggeber sind Unternehmen, Restaurants, Hotels, Privatkunden. Die lassen gern Stiegenaufgänge, Kinderzimmer, Badezimmer oder Salons mit einer täuschend echt wirkenden Wandmalerei aufwerten. Dabei setzt der Auftraggeber mit seinen Wünschen die Akzente. Manchmal gilt es auch nur, architektonische Mängel mit einer Illusionsmalerei zu kaschieren. Da tun sich beispielsweise Unterwasserwelten auf, wenn man die Tür zu einem Badezimmer öffnet. Irritiert tritt der Betrachter zurück, wenn er ein Buch aus einer täuschend echt applizierten Bücherwand ziehen will und merkt, daß er einer Illusion aufgesessen ist. Und der Blick auf Landschaftsmalereien italienischer oder französischer Provenienz stimmt ganz einfach heiter. (hala)