Feder Führend 01

Stephanie Hoyos und Sophie Trauttmansdorff beleben die uralte Kunst der Wand- und speziell der Illusionsmalerei neu. Mediterrane Landschaften mitten in Österreich: Stephanie Hoyos und Sophie Trauttmansdorff machen Lassen wir, auch wenn wir es nicht genau überprüfen können, die Wandmalerei als die erste künstlerische Ausdrucksform gelten, und fügen wir nur vorsichtig an, dass es sich bei jenen traktierten Wänden um solche in Höhlen handelte. Da den Höhlenbewohnern früherer Tage weder Pinsel noch Staffelei und schon gar keine Leinwand zur Verfügung stand, malten sie eben einfach jene Dinge auf ihre Wände, die ihnen durch den Kopf spukten: namentlich das Wild ihrer Umgebung und sich selbst, wie sie es zur Strecke brachten. Mit Illusionsmalerei oder Trompe l'oeil, der erst viel später aufkommenden Kunst der Täuschung des Auges, hatte das rein gar nichts zu tun, eher schon mit magischem Realismus. Überspringen wir also ein paar Jahrtausende und landen wir zunächst in der hellenischen Antike. Dass man damals schon mit optischen Täuschungen spielte, lässt sich aus der von Plinius d.A. hinterbrachten Anekdote vom Maler Zeuxis schließen, der Weintrauben so naturgetreu darstellte, dass die Vögel daran picken wollten. (In abstraktionsvernarrten Zeiten wie den unseren könnte das nicht mehr als Empfehlung gelten.)

Perspektivische Illusion

Einen echten Fortschritt brachte dann erst die Renaissance, die die Perspektive einführte und damit ein Instrument an der Hand hatte, echte räumliche Illusionen zu schaffen. Die Putten und Pantheons, welche die barocke Deckenmalerei bevölkern, sind hingegen schwerlich als Trompe l'oeil zu bezeichnen, denn nicht einmal der gläubigste Christ hätte dergleichen für wahr halten können. Doch stand die Deckenmalerei, davon kann man sich beim Besuch jedes x-beliebigen Kirchenhauses oder Schlosses überzeugen, in der Barockzeit hoch im Kurs. Wenn wir nun den Blick auf das österreichischen 19. und 20. Jahrhundert verengen, fallen uns auf Anhieb nur der Vielmaler Makart, der das eine oder andere Deckengemälde behübschte, Klimts ?Beethovenfries"und Max Weilers kirchliche und weltliche Fresken ein. Punkt. Stephanie Hoyos und Sophie Trauttmansdorff nun hatten das Bedürfnis, die schwer vernachlässigte Technik wieder aufleben zu lassen, wenn auch weniger in hochkünstlerischer als in dekorativer Form. ?In Italien, Spanien und Frankreich ist die Wandmalerei ? ebenso wie auch der Einsatz von Materialien wie Holz oder Schmiedeeisen ? in einem viel stärkeren Maß Bestandteil des Interieurs als bei uns. Mit Möbelstücken allein ist es, finden wir, nicht getan", erklärt Trauttmansdorff.

In Ermangelung einer adäquaten Ausbildungsstätte hierzulande schrieben sich die beiden kurzerhand am Institut de Peinture Interieure Van der Kelen in Brüssel ein, wo man sich mit der Imitation von Materialien wie Marmor und Holz beschäftigt ? eine Vorstufe zur Technik des Trompe l'oeil.

1996 machten sich die beiden dann selbständig und werken seither mit erstaunlich viel Erfolg, der sich wiederum sowohl ihrem Talent als auch dem Trend hin zu einer mehr behaglichen, freundlichen, farbenfrohen Inneneinrichtung verdankt. ?Dazu kommt die raumerweiternde, entgrenzende Wirkung der perspektivischen Wandmalerei", fügt Sophie Trauttmansdorff an. Dass es zu Hause nämlich nur kahl und leer, weiß und mini-malistisch zugehen darf, hat man der Kundschaft lange genug eingeredet, jetzt glaubt sie es nicht mehr.

Dementsprechend lang ist die Liste der Kunden in der Zwischenzeit. Die meisten unter ihnen legen zwar Wert auf Diskretion, insbesondere da, wo es sich um die Dekorierung privater Räumlichkeiten ? Wohn-und Badezimmer, Terrassen usw.  ? handelt, doch sei erwähnt, dass beispielsweise das Cafe Sacher in Innsbruck, der Gartenpavillon des Tierparks Herberstein, die Bühnendekoration der Melker Sommerfestspiele, der Stiegenaufgang der Brauerei Egger und eine der bemalten Kühe der Salzburger Kunst & Kuh-Ausstellung von Hoyos & Trauttmansdorff be-bzw. ausgemalt wurden. Ebenso die Restaurants Pukelpreiner, Wien, und LandArt Tangeiberg, Vorchdorf.

Wie vazierende Künstler früherer Zeiten reisen die beiden ihren Aufträgen hinterher und ziehen nach vollbrachter Arbeit weiter. Im April dieses Jahres beispielsweise haben sie einen Auftrag von Seiten des Mihaylowski-Schlosses in St. Petersburg angenommen.

Ideale Landschaften

Auf einen Malstil sind Stephanie Hoyos und Sophie Trauttmansdorff nicht festlegbar, aber meistens handelt es sich doch um ideale mediterrane Landschaften, in die da geblickt wird, Landschaften, in denen das Meer und der Himmel azurn und die Hügel sanft und grün sind, in denen sich satte Pflanzen ranken und durch die Phantasievögel und hie und da sogar Putti fliegen. Dann sind da noch Korallenriffe oder ein aufgeblähter rotweißroter Ballon als Deckengemälde, täuschend echt wirkende künstliche Holztüren und Marmorwände, die Nachbildung klassizistischer Interieurs und etliches mehr. Heraus kommt dabei immer ein Unikat.  h.s.

Nähere Informationen: Stephanie Hoyos D.I. FH Sophie Trauttmansdorff, Illusions- und Dekorationsmalerei, Klausengasse 12, 23 31 Vösendorf,

Tel. 0664/401 29-94 oder -95.