DIVA 4/05

DUBAI HINTER DEM SCHLEIER

Schon längst genießen Frauen in den Vereinigten Arabischen Emiraten in Sachen Emanzipation eine Vorreiterrolle.

DIVA besuchte sechs Österreicherinnen die daran teilhaben.

Wir kennen die Bilder aus den Medien In einem schwarzen Meer von Umhängen und Schleiern mischen sich Wehklagen und Weinen unter flehende Gebete, Moslemische Frauen, von Kopf bis Fuß in traditionelle Abayas gehüllt.

Doch ein Blick hinter den Schleier der Vereinigten Arabischen Emirate verrät anderes: Schon 1975, vier Jahre nach der Gründung des Staatenbundes rief Sheikha Fatima bint Mubarak. Die Frau des vor kurzem verstorbenen Präsidenten S.H. Sheikh Zayed bin Sultan Al Nal~yan, die "UAE Women's Federation" ins Leben. Seitdem hat sich viel getan Heute sitzt erstmals in der Geschichte der UAE eine Frau in der Regierung. Prinzessin Sheikha Lubna al Quassimi ist die erste Wirtschaftsministerin, die mit ihren revolutionären Botschaften ein Vorbild für die "Golferinnen" ist.

Das Land ist in der Region eines der progressivsten. Hier treffen arabische Tradition und westliche Moderne aufeinander Frauen sind keiner strengen Kleidervorschrift unterworfen. Im Gegenteil: Sie tragen die Abaya freiwillig und fühlen sich ohne sie "unangezogen", und beruflich distanziert man sich von den klassischen weiblichen Berufsbildern. Auch sechs Österreicherinnen haben die Herausforderung angenommen eine von Männern dominierte Gesellschaft ins Wanken zu bringen.

FÜR SOPHIE TRAUTTMANSDORFF und Stephanie Hoyos war Dubai ein reiner Zufall. "Ein Kunde hat nach unsgeschickt", erzählen die Illusions- und Dekorationsmalerinnen.

Bald standen sie im Flughafen in Dubai.

Ihre über 300 Jahre Maltechnik ist weltweit gefragt,neuerdings auch in Dubai. "Araber schätzen vor allem die Ornamentik und haben eine viel großzügigere Vorstellungskraft als wir", so Trauttmansdorff.

Das auch im Fall ihres Klienten so, der ein Schlafzimmer in Auftrag gab. Das Gespräch verlief kurz und effizient "ganz normale Leute", sagt Trauttmansdorff, die selbst aus einem gräflichen Geschlecht stammt. "Ich brauche den Arabern nicht meine Seele verkaufen", führt die Künstlerin weiter aus . "Sie sind großzügig und schätzen, was ich tue"

E I G E N T L I C H  W 0 L LT E  I C H eher nach Paris oder, an die Cote d'Azur", dachte sich Elisabeth Grauss, doch das Schicksal brachte sie als Hilton.

Front-Office Manager nach Dubai und in Kontakt mit den wichtigsten Staatsgästen des Landes. Aber Grauss, ebenso ehrgeizig wie kämpferisch, wollte mehr. Sie wollte Karriere machen. Die Scheichs waren von der Offenheit der Tirolerin begeistert und sie vertrauten der engagierten Österreicherin. Wie auch Adnan Akbar, ein saudi-arabischer Modeschöpfer, der vorallem dafür bekannt war, die Roben von Prinzessinnen zu schneidern. Heute rattern in Grauss' eigener Firma "Elizabeth Fashion" unzählige Nähmaschinen über schimmernde Seidenstoffe und befestigen glitzernde Pailletten darauf. Alles Bestellungen nach Maß für Hochzeits- oder Ballkleider, auch für die königliche Familie. Jahrelange Erfahrung im Umgang mit den höheren Töchtern haben sie Zurückhaltung, Takt- und Fingerspitzengefühl gelehrt. Da kommt es schon einmal vor:

die geschäftliche Zusammenarbeit und damit den Dauerstress. Ihre Freundschaft zur Familie Jawa blieb erhalten. Noch heute betreut sie einzelne Projekte, doch nicht mehr rund um die Uhr.

An der Sheik Zayed Road, die Dubai und Abu Dhabi verbindet, lichtet sich der Morgennebel. Ultramoderne Neubauten, viele davon aus Glas, und graziöse Türme bilden eine Allee. Dazwischen schimmert das Blau des Fairmont-Hotels, eines der Wahrzeichen Dubais. Hier arbeitet Sabine Schaffer. Die hübsche Assistant-Banquet- Managerin ist neu in der Stadt. "Anfangs habe ich mir schon Gedanken gemacht", erzählt sie, "und mich gefragt: Muss ich verhüllt gehen?" Aber ein Blick auf die Straßen Dubais bestärkte sie in ihrer Meinung - die wehenden Abayas der Frauen bilden nur schwarze Punkte im ansonsten bunten Durcheinander. Trotzdem, Schaffers Anfang war schwer und der Wechsel nach Dubai ein Kulturschock. "Hier gibt es kein altes Haus. Alles ist neu", sagt sie. Ihre Wurzeln haben sie Gemütlichkeit und Ruhe gelehrt. Und Dubai ist keinesfalls still - im Gegenteil. Schaffer bezeichnet es als "Klein Las Vegas". Alles größer, besser, schneller -jedes zweite Auto eine Luxusmarke wie Ferrari oder Porsche. "Da hat man schon den Eindruck, Geld spielt keine Rolle." Hier ist alles möglich. Dubai ist die ultimative Stadt für Partytiger und für Singles wie Sabine Schaffer: "Natürlich hofft man manchmal, dass der Richtige um die Ecke kommt. Es sind ja viele interessante Leute hier. "Doch an ihrem Arbeitsplatz, dem Hotel "The Fairmont Dubai", das mit seinem dreistöckigen Business-Center und den 21 Meeting-Räumen gerne von den "Locals" genützt wird, bleibt Schaffer konsequent. Da können sie weder die anmutig schreitenden Araber in ihren weißen Dishdashs noch die Flirtversuche der Libanesen verunsichern. "Der Wiener Schmäh bleibt halt immer noch der Beste", meint Schaffer.

"DUBAI iST DAS REINSTE SHOPPING-PARADIES", erzählt Andrea Kleemann. Als "Vice-President Gabin Operations" der Lauda Air ist sie seit Mai 2002 für den Bereich Kabine zuständig. Alle drei Monate fliegt sie selbst mit der Boing 737 den Direktflug Wien-Dubai-Wien und ist noch immer restlos beeindruckt: "Nicht einmal in New York habe ich solche Juweliergeschäfte gesehen", so Kleemann, "da sitzen die Araber mit ihren Frauen und lassen sich riesige Brillantcolliers zeigen." Das Gleiche gilt für die Haute Couture von Chanel bis Ferragamo. Denn Dubai boomt mit dem Flair des Mondänen, "ein bisschen wie Südfrankreich", so Kleemann. Die erfahrene Kabinenchefin empfindet vor allem die Behandlung von westlichen Frauen erwähnenswert. "Da hört man von Flügen nach Saudi-Arabien ganz andere Dinge", so Kleemann. "Dort kann man sich fast gar nicht frei bewegen und muss auch verschleiert gehen." Da ist die Wüstenmetropole einfach anders. Fünf Stunden Flugzeit in eine Welt aus vermummten Araberinnen, Chanel-Kostümen und Träger-T-Shirts.